Sonntag, 9. April 2017

Geishas, Krieger, Shogune und andere Vögel

Obwohl ich immer alles brav aufgegessen habe, empfängt mich auch dieser Morgen mit Regen. Laut Wetterbericht soll es die nächsten Tage auch so bleiben. Deshalb hält mich vorerst nichts hier und ich mache mich auf zum westlichsten Punkt meiner Reise, Himeji.

Was es in Himeji gibt? Die schönste noch existierende Burg Japans. Zwar vor etlichen Jahren renoviert, aber in ihrer ursprünglichen Pracht strahlt sie eine Anmut und Kraft aus die ihresgleichen sucht. Sie wird aufgrund ihrer Farbe auch die "weiße" Burg genannt. Und hier ist die Kirschblüte auch genau zum Höhepunkt, sodaß sie Einheimische und Touristen gleichermaßen anzieht. Ach ja, und es ist Sonntag.
Geschäfte, shops etc haben auch am Sonntag geöffnet, aber Unmengen an Leuten zieht es in die Parkanlagen und auf die Burg. Das Personal wie immer topfreundlich, durchorganisiert und sogar mit deutschsprachigem Infomaterial ausgestattet. Wenn die Besucher nicht gerade die Burg stürmen oder fotografierenderweise quer durch die Anlage hirschen(als Krieger oder Samurei verkleidete Mitarbeiter lassen sich gemeinsam mit Besuchern ablichten), pflegen sie hier die Familienbande in Form eines Picknicks. An besonders schönen Flecken im Park sieht man gar keinen Boden mehr, da eine Plane nahtlos in die nächste übergeht.
Also wiedereinmal Schuhe aus und ab in die Burg. Aber zunächst einmal in die Warteschlange. Bekomme vor dem Eingang noch ein Extraticket (kostenlos),  daß mich überhaupt bemächtigt die Burg zu betreten. Tja... Ticket zahlen ist das Eine, in die Burg reinkommen das Andere. Nur 15.000!!! pro Tag dürfen überhaupt in das ehrwürdige Gemäuer. Wer zu spät kommt,  darf morgen wieder... 😂😂😂
Diese Burg ist so gross und mächtig, dagegen ist meine erste besuchte Burg ein...äh... Nebengebäude. Einfach nur Hammer. Vom Baustil sind sie immer gleich. Ein Sockel aus Steinen, darauf ein Grundgerüst aus Holz über mehrere Etagen. Diese dann vertäfelt und verputzt. Um von einer Etage zur nächsten zu kommen, gibt es Treppen.... eher Leitern, so steil. Dazu tiefhängende Querbalken.. autsch.....

Nachdem ich dort eine gute Zeit verbracht habe, schlendere ich die Hauptstraße hinunter zum Bahnhof. Auf dem Weg dortin besuche ich ein Lokal, das sowohl in meinem Reiseführer als auch auf der Übersichtskarte der Burg erwähnt wird. Es handelt sich dabei um einen winzigen Laden, in dem ein altes hageres Manderl von Hand Nudeln produziert. Da das Lokal gut besucht ist,  darf ich mich direkt an den Thresen setzen und dem Meister bei seiner Kunst beobachten. Links von mir sitz ein alter Japaner, der mich freudig mit einem zahnlosen Lächeln anstrahlt, mir irgendwas zumurmelt und sich dann wieder um seine Nudeln kümmert. Mit Leidenschaft schlürft und schmatz er an seinem Topf rumm. Dürfte ihm schmecken. Dann krieg ich meinen Pott. Es qualmt nur so raus, so heiß.
Ich will es nun auch mal wie die Einheimischen probieren. Mit Stäbchen ein paar Nudeln packen, ab in den Mund und geräuschvoll zutzeln. Ich scheitere kläglich. Erstens geht mir die Luft aus, da die Nudeln nicht nur dick sondern auch lang sind (Frauen könnten da nun irgendwie einen nicht zu verachtenden Vorteil haben😉), zweitens sind die Dinger so heiß,  dass ich mir die Lippen verbrennen würde, wenn ich nicht vorher abbeiss. Und geräuschvoll war es nichteinmal im Ansatz. Danke Mutti für Deine gute Erziehung, aber hierzulande bin ich damit unhöflich.
"Do you speak english?" werde ich plötzlich von rechts angesprochen. Ich entgegne der jungen Asiatin "wir können auch Deutsch sprechen" was Sie zwar überrascht, aber auch vor keine Probleme stellt.  Nur Minuten zuvor hatte sie sich mit zwei deutschen Männern (Vater und erwachsener Sohn) zu mir an den Tresen gesetzt und sich unterhalten. Die beiden würdigen mich keines Blickes, störren sich aber auch nicht daran, dass ich mich mit ihr unterhalte. So habe ich Essen in der Showküche (etwaige Kollegen die diese Zeilen lesen wissen was ich meine) und eine nette Unterhaltung auch noch.

Nach soviel Völlerei gibts einen kleinen Spaziergang bis zu einem Volksfest, will heissen, ein Fressstand nach dem anderen. Für mich gibts kein Halten mehr. Über Pfannkuchen, Grillspiesse, Octopus, Süssem...... ich fresse mich mal durch. Fast übersehe ich dabei die Zeit,  zu der der Parkplatz zusperrt, auf dem mein grünes Muli steht.

Noch ein Highligt... auf dem Weg zum nächsten Schlafplatz gerate ich auf etwas autobahnähnlichem (kein Expressway, der kostet). Ich sehe ein Tempolimit von "70" und verfalle einem Geschwindigkeitsrausch. Mit 80 Sachen schwimme ich im Verkehr mit, bis ein Stau das Tempo wieder auf nahezu Schrittgeschwindigkeit drosselt. Es ist zum Heulen.

Achja... Geishas... in jedem Touristenhotspot ist mir aufgefallen,  dass sich die Japaner gerne als Geishas verkleiden lassen um durch die Anlagen zu wandeln. Es gibt dazu eigene Geschäfte, wo man sich ankleiden lassen und diese Gewandung stundenweise leihen kann. Und die verlangen richtig Kohle dafür. Sollte ich in Graz so einen Laden eröffnen, wo sich jeder Besucher Dirndl oder Lederhose leihen kann um damit durch die Innenstadt zu geistern?

Morgen verschlägts mich in eine weltberühmte Region Japans "Kobe". Ob ich eine Kuh massieren, ihr Bier zum Saufen oder doch nur portionsweise auf dem Teller verzehren werde?  Ich werde morgen darüber schreiben.

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